Zwischen Elbe und Saale

Weiter geht’s nach einigen Wochen, bis Wulfen dankenswerterweise in Begleitung. Es war ein trüber, kalter Herbsttag und meine Erwartung passte sich dem Wetter an. Dazu dann auch noch das wirklich sehr flache Land und gehört hatten wir von Osternienburg auch noch nie was. Höchstens mal was vom Salzlandkreis. Aber sicher noch nie von Kalkteichen.

Aus Aken raus über Feuchtwiesen, bis das bestimmende Bild des Tages beginnt: Wirtschaftsweg zwischen Acker. Schon jetzt ist klar, zum Wandern ist hier nichts gemacht. Aber egal.

Nach einiger Zeit passieren wir Seen, die leider erstmal unzugänglich sind. Am Akaziensee stehen wir vor einem Kassenhäuschen, hinter dem sich Campingplatz und Seebad verbergen. Der Neolithteich auf der anderen Seite gehört dem Vogelschutz.

Einen Kilometer weiter verpassen wir den Abzweig rechter Hand, weil wir jetzt wirklich Seen sehen und uns davon nicht lösen können. Es beginnt die lange Strecke über Wulfen (Drosa umgehe ich nördlich), später Gramsdorf und Pobzig, wo ich der Abwechslung halber einen kleinen Umweg einlege.

Dann – schon am Nachmittag – kommt was wirklich Irres. Man sieht aus der Ferne niedrige, komplett flache Hügel, die nach abgebrochenen Abraumhalden aussehen. Sind sie aber nicht. Aus Neugier lege ich meinen Weg durch diese Hügel durch. Auf der Karte sind sie als Spülkippe ausgewiesen. Wie mir der freundliche Herr erklärt, der mich des Weges verweist (“Betriebsgelände!”): das gehört zur Sodaproduktion, die in Bernburg seit über 100 Jahren Tradition hat! Die Hügel sind Kalkteiche, in denen das in der Sodaproduktion überschüssige Calciumchlorid gesammelt wird. Mein Versuch, das fotografisch festzuhalten, war nicht so richtig erfolgreich. Aber wenigstens wurde das Wetter besser.

Kleiner Tipp: die Wege um die Kalkteiche herum sind allesamt Betriebsgelände. Alternativen gibt es nicht, also läuft man ein paar Meter weiter am Ackerrand entlang. Das jedoch weglos. Oder schließt sich örtlichen Spaziergängern an, die das nicht so eng sehen.

Am Ende treffe ich auf die Saale …

… und folge deren Ufer auf dem Saale-Radweg bis nach Bernburg.

Die Strecke ist mit 30 km letztlich ziemlich lang und bietet zwischendrin keine Einkehrmöglichkeit. Aber wie so oft im Osten passen meine Erwartungen nicht zum Land, ist das Land mitnichten leer, stehen DDR-Erinnerungen neben heutigem Leben und ich frage mich, ob wir nicht einen riesigen Fehler machen, uns so auf die ach so hippen Metropolen zu konzentrieren. Als Wanderer macht man hier andere Erfahrungen.

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