Der Nachtzug hat mich halbwegs unversehrt nach Basel gebracht, und ich stehe kurz nach sieben am Badischen Bahnhof in der Morgenfrische bereit zur nächsten Etappe. Aber erst sind die lokalen Basics zu klären: Schweizer Franken besorgen, Mobile Daten buchen, Wasser zum Trinken kaufen. Dann gehe ich über den Rhein …

… in die Altsstadt nebst Fußgängerzone, bis ich nach einiger Zeit – wieder am Rheinufer – meinen Leitwanderweg No 7 Via Gottardo treffe. Es ist schön so früh mitten in der Stadt, ich hatte das schon öfter erlebt, sehr intensiv mal in Brüssel. Die Geschäfte haben noch geschlossen, außer vielleicht einer Espressobar, der Müll vom Vortag wird gerade weggeräumt, die Leute sind auf dem Weg zur Arbeit, Gruppen von Bauarbeitern stehen zusammen und besprechen den Tag. Ein komplett nasser alter Herr nur mit Badeshorts bekleidet schließt gerade seine Haustür auf, offensichtlich kommt er vom morgendlichen Rheinbaden. Manch einer joggt, der Tag hat noch gar nicht richtig angefangen.
Für mich aber schon. Nach einiger Zeit am Rheinufer folgen die Ortschaften Birsfeld und nach einem Waldabschnitt Muttenz. Alles wirkt gut sortiert und organisiert. Der Wanderweg ist klasse ausgeschildert, die Wegbeschaffenheit ist gut, in den Ortschaften gibt es ein Zentrum, Geschäfte, Handwerker, Firmen, Gasthäuser und überhaupt wirkt alles sehr ausgewogen und ausgereift.

Reichtum hilft hat. Was ich jetzt verschweige: die Banken. Das große Hafenareal in Birsfelden, das ich umgehe. Der Rangierbahnhof in Muttenz. Die großen hässlichen Roche-Hochhäuser in Basel. Geld wächst halt nicht im Wald.
Aber egal, in Muttenz geht es dann bergauf zu einer kleinen Ansammlung von Burgruinen, wobei ein Turm gut restauriert und per Treppe leicht zu besteigen ist. Von diesem Wartenberg aus hat man einen tollen Blick zurück über Basel und die ganze Gegend, das Titelbild oben ist von dort aufgenommen. Ich mache meine Mittagpause hier.
Und plötzlich ist es Sommer. Über Wald und Wiesen flirrt es, die Luft ist warm, die Sonne sticht, es schwirrt überall, ist leicht schwül und wahnsinnig schön.

Weiter geht es über Wälder und Wiesen, der Lärm des Tales wird weniger und oben nach dem zweiten Anstieg des Tages empfängt ein richtig schöner Einsiedlerhof in Schauenburg, benannt nach eben jener 200 m abseits des Weges liegenden Burgruine. Manchmal sieht man zwischen den Hügeln den nächsten Ort im Tal, es ist dann doch immer noch Großraum Basel. Aber das stört nicht weiter.

Ich treffe Radwanderer, Spaziergänger, Jogger, aber wie immer keine anderen Fernwanderer – den Westweg ausgenommen. Mal sehen, ob sich das noch ändert. Halb drei ist mein Tag schon zu Ende, es war eine kurze Etappe und ich bin ja ziemlich früh los. Ich übernachte im Hotel Bienenberg, das ist 2 km vor dem eigentlichen Etappenziel oberhalb des Orts. Die Terrasse bietet einen entspannten Tagesabschluss mit Blick auf die gegenüberliegenden Berge und sie bietet ein sehr gutes und besonderes Bier. Und einen Blick auf die Containerreparaturfirma des Frenkendorfer Gewerbegebiets. Ganz ohne Geldverdienen geht es in dieser Gegend halt doch nicht.

Hallo Christian, eine sehr schöne Etappenbeschreibung. Viel Spass bei den nächsten, ich bin schon auf deine Berichte gespannt!
Gutes Gelingen und viel Spass weiterhin Grüße von HKA 🙂