Der Westweg

Auf diesen Tag habe ich mich schon lange gefreut. Ich habe vor, den kompletten Westweg bis Basel in den nächsten Tagen zu wandern. Fast zwei Wochen am Stück auf einem der schönsten Wege, die ich je gewandert bin. Und danach ist Deutschland abgehakt. Und es ist Anfang April und das Sommerhalbjahr steht vor der Tür.

Bevor es losgeht, aber erst ein Gastrotipp. Ich war am Vortag nach Pforzheim angereist und bin dort im ibis styles ausgesprochen gut untergekommen. In der unmittelbaren Umgebung finden sich diverse Restaurants, die in grenzenlosem Optimismus auch schon alle Straßenmöblierung aufgefahren hatten. Nur halt ohne Gäste draußen von wegen kaltes Frühjahr. Aber egal, ich habe mich für Hans im Glück entschieden und dort mit Folgendem experimentiert:

Der Wanderer im Glück

Erraten: das sind Süßkartoffelfritten mit Vanilleeis und Beeren als Nachtisch. Ein richtig guter Start, auch wenn der Schwarzwald nicht wirklich dafür berühmt ist.

Am nächsten Morgen ging es auf die Etappe bei blauem Himmel und Windstille und Temperaturen, bei denen ich schon froh war, die Handschuhe noch im Gepäck zu haben. Die Pforzheimer Innenstadt fällt durch ein Brutalbetonrathaus am Marktplatz auf, aber das hatte man damals so. Reutlinger wissen, wovon ich spreche. Nach kurzer Zeit bin ich aber schon im Stadtgarten am Ufer der Nagold. Dort findet sich dann auch der offizielle Beginn des Westwegs, markiert durch die Goldene Pforte. Nur führt der Weg nicht durch die Pforte, sondern links daneben auf den ersten Höhenrücken. Aber gut. Es folgt Sonnenberg auf der anderen Seite der Nagold:

Am Ufer der Nagold in Sonnenberg

Etwas später stehe ich vor der Wahl zwischen zwei Wegvarianten. Eine südlich der Enz, auf der man noch einmal das Tal queren muss. Und eine nördlich als Höhenvariante ausgewiesen. Ich habe mich für letztere entschieden. Erstens hatte ich noch Lust auf etwas Sonne, die sie geboten hat. Und ich dachte, es ist schöner, Schloss und Tal Neuenbürg im Panorama von der anderen Talseite aus zu haben, statt im Tal selbst zu sein. Das Ergebnis:

Panorama über Neuenbürg

Nichts war’s mit Schloss- und Talblick. Der Schwarzwald hat seinen Namen nicht von ungefähr, die Betonung liegt auf Wald. Hätte ich mir denken können. Und solche Bänke sind mir heute viele aufgefallen. Sie schauen nicht zum Weg, an dem sie stehen, sondern zu einem zugewachsenen nicht existenten Panorama. Die Extrembank des Tages schaute einfach auf einen Bretterzaun. Warum auch immer das so ist.

Etwas später gab’s den Ausblick dann doch, auf der Schwanner Warte, einem kleinen, sehr schön gelegenen Aussichtsturm. Hier gab es Bänke, die in die richtige Richtung schauen, eine hölzerne ergonomische Ruheliege und sogar eine richtig große Büchertauschstation. Ich habe kurz Pause gemacht, bin auf den Turm rauf und habe die allernördlichsten Ausläufer des Schwarzwald betrachtet.

Auf der Schwanner Warte

Der Rest des Tages verlief wie gehabt, wobei kurz vor Dobel noch eine kleine Sehenswürdigkeit auf mich gewartet hat, das Naturdenkmal “Volzener Stein”. Es handelt sich um eine Blockhalde aus Buntsandstein, die hier – recht außergewöhnlich – in sehr flachem Gelände entstanden ist. Sagt zumindest die Erklärtafel daneben.

Volzener Stein

Als ich mich wieder auf den Weg mache, ist der plötzlich voller Spaziergänger. Die Sonne scheint, Dobel ist nah, und ich freue mich, dass ich den für eine erste Etappe recht langen Tag geschafft habe.

Kommentar verfassen