Schon wieder ein Gastrotipp zu Beginn. Die Linde in Dobel war gut und sehenswert. Denn so kenn ich die typischen Gasthäuser im Süden von früher. Das hat man sich hier komplett erhalten, ohne verstaubt zu sein. Die Einrichtung ist klassisch und liebevoll, in top Zustand und es funktioniert auch wirklich alles gut. Auch die Details. Auch die Bandbreite des WLAN. Und das Waschbecken hat zwar nie einen Designer gesehen, dafür ist es aber groß genug und man kann den Abfluss verschließen. Das brauche ich, weil ich ja täglich meine Wäsche wasche. Ich habe nämlich nur einen Satz am Mann und einen Satz im Rucksack dabei. Gewichtsersparnis. Und wer sich immer wieder mit dem Nassrasieren in viel zu kleinen, ungeschickt angeordneten und nur mit fließendem Wasser versehenen Designerstücken geplagt hat, weiß das auch zu schätzen.
Aber los gehts auf die Etappe. Nach kurzem Anstieg aus dem Dorf zum Aussichtsturm stellt sich die erste – rhetorische – Frage: in der Sonne bleiben oder in den Wald ? Ich folge natürlich dem Westweg. Und der Wald sieht jetzt anders wie gestern nach Nordschwarzwald aus. Fast komplett Nadelwald, stellenweise sehr dicht, mit abwechslungsreichem Unterholz, auch mit nachwachsenden Bäumen unterschiedlichsten Alters. Er wirkt auf mich Laien ziemlich naturbelassen und zusammen mit Sonne und recht schnell angenehmen Temperaturen habe ich das Gefühl, heute ein Vollbad im Wald zu nehmen. Das dauert den gesamten Tag an. Und es war still. Ich weiß, Waldbaden ist albern, aber ich habe heute Wellness assoziert. War schön, aber im Empfinden sehr deutsch, wie ich mir ohne Abwertung sagen lassen musste.

Und heute war ich auch nicht alleine, anscheinend ist die Gegend zwischen Dobel und Forbach ein beliebtes Ausflugsziel voller Wanderer und Radfahrer. Ich fands schön, es gab einige Hütten auf dem Weg …

… das Hohlohmoor, den Hohlohturm, und einige Aussichtspunkte in das Rheintal.

Am besten war die Sicht natürlich vom Hohlohturm, der über eine steinerne Wendeltreppe einfach zu besteigen ist. Von oben überschaut man von der Schwäbischen Alb über das Rheintal und die Vogesen das komplette Panorama. Und besonders gut hat mir der Blick auf die nächsten Etappen gefallen. Man sieht die Badener Höhe (morgen) und die Hornisgrinde (übermorgen), die beide praktischerweise mit einem Turm markiert sind. Ängstliche Menschen seien aber gewarnt: wer zu schnell aufsteigt, kann den Drehwurm kriegen. Und der Boden der Aussichtsplattform fällt nach außen etwas ab. Das gibt einem das schöne Gefühl, mitsamt Turm gleich vorneüber zu kippen.
Irgendwann ist mir auch aufgefallen, dass die Wegführung der Etappe abwechslungsreicher ist, als ich sie in Erinnerung habe. Kurze Recherche ergab, dass sie 2007 für die Zertifizierung als Qualitätswanderweg angepasst wurde. Das setzt unter anderem einen begrenzten Anteil an Asphalt- und Schotterweg voraus. Vielleicht ist das der Grund, dass mehr Pfade und Waldwege dabei waren. Eigentlich ist es mir gerade als Fernwanderer ziemlich egal, welchen Wegemix eine einzelne Etappe hat. Ich bin auch gerne einen Tag auf Asphalt unterwegs gewesen. Da muss man wenigstens nie auf die Füße schauen und kann den Blick schweifen lassen. Aber egal, verifizieren konnte ich die Geschichte der Wegführung hier auf die Schnelle nicht. Wenn es aber stimmt, hat es zumindest dieser Etappe gut getan. Und weil es so schön war:

Zum Abschluss des Tages kommt der ziemlich steile Abstieg über Serpentinen nach Forbach, was man sich zu Beginn auf zwei Aussichtspunkten erstmal von oben anschauen kann.

Und am Ende zieht sich das ganze im Tal noch etwas hin.