Diese Etappe hat es in sich, von Wellness keine Spur. Stattdessen kalt, trüb, immer wieder Niesel und sogar kurze Graupelschauer. Irgendwann hatte ich dann alles an, was ich dabei hatte. Inklusive Mütze und Handschuhe.
Die Herausforderung des Tages kommt gleich am Anfang, der vergleichsweise lange und steile Anstieg von Forbach zum Seekopf. Es geht im Dorf direkt los, erst Asphalt, dann Schotter, und nach einiger Zeit auf sehr schönem Waldpfad:

Mir fällt unterwegs auf, dass ich bis jetzt noch keinerlei Waldbrache gesehen habe, die den Harz gerade so prägen. Entweder bin ich bis jetzt auf den falschen Pfaden unterwegs, oder der Schwarzwald wurde hier in letzter Zeit von Sturm und Borkenkäfer verschont, die dem Harz so zusetzen. Denn insgesamt ist die Vegetation schon vergleichbar, jedenfalls für mich als Laien. Und mir fallen einige Ameisenhaufen am Wegesrand auf, ich kann mich nicht daran erinnern, auf meinem Weg überhaupt schon welche wahrgenommen zu haben. Was mir aber auch auffällt, ich sehe kein Wild, nichts größeres als Eichhörnchen und Rotkehlchen (immerhin!). In Brandenburg sind Rehe, Füchse, Kaninchen Alltag, von Wildschweinen finde ich immer wieder Spuren. Hier: nichts. Keine Ahnung warum das so ist. Aber wenigstens bei den Wildschweinen ist das ganz beruhigend.
Und wo ich schonmal beim Harz bin, auf halber Höhe zum Seekopf kommt die Schwarzenbachtalsperre. Diese könnte exakt so auch im Harz sein.

Bei diesem Wetter fand ich den See eigentlich häßlich, dunkel, kalt, trostlos, die Bäume stehen kahl in Reih und Glied um ihn herum und die sehr breite Schotterstraße fehlt auch nicht. Einzig auffällig waren die im Wasser stehenden Bäume, vielleicht kann man es auf dem Foto erkennen. Schnell weiter.
Der weitere Aufstieg verlief dann wieder durch den dichten und wilden Nadelwald. Zum Schluss auch wieder auf schmalem felsigen Pfad, ich fand es bei der Nässe und Kälte aber eher nervig, auf jeden Fußtritt achten zu müssen. Oben angekommen eine kleine Überraschung (na ja, ich wusste das eigentlich schon): der Höhenrücken vom Seekopf zur Badener Höhe ist nicht bewaldet, sondern sieht aus wie irgendwas zwischen Moor und Heide mit wenigen hohen Bäumen zwischendrin. Und am Seekopf selbst wird per Gedenkstein an den “Schöpfer des Höhenweges” Phillip Bussemer gedacht. Vielen Dank !

Auf der Badener Höhe selbst habe ich den Aussichtsturm ausnahmesweise mal ausgelassen und bin schnell wieder bergab, bis ich zum ersten Mal an die Schwarzwaldhochstraße gekommen bin. Die begleitet mich den Rest des Tages (und das wird sie auch morgen tun). Alle paar Kilometer findet sich hier eine kleine Siedlung, die oft mehr an vergangenen wie zeitgenössischem Tourismus erinnern. Ich passiere Sand, Hundseck, mein Tagesziel ist ja eh Unterstmatt. Ich frage mich, wie das früher lief. Kam man aus dem Tal hoch zu Kaffee und Kuchen, 20 min Spaziergang um den Parkplatz und dann wieder ab nach Hause? Oder cruiste man im Käfer Cabrio von Nord nach Süd? Keine Ahnung. Auf telefonische Nachfrage bei meinem persönlichen Badenexperten Peter lerne ich, dass hier einmal ein Zentrum des deutschen Tourismus war, bevor die Mallorcaphase eingesetzt hat. Vierzehn Tage Sommerurlaub in einem der Hotels oder Gasthäuser der Schwarzwaldhochstraße – gebongt. Gerne auch jedes Jahr wieder ins gleiche. Dazu kamen die lokalen Ausflügler und im Winter gab es reichlich Schnee. Davon zeugen einige Skipisten, die mir heute begegnen. Eine davon hat immerhin noch einen Lift, die anderen renaturieren halt. Und einiges ist ja noch da, mit Maß und Verstand modernisiert und für die neuen Zielgruppen Wanderer, Radler, Motorradfahrer optimal. Das sind die die ich heute sehe.
Aber bevor ich in Unterstmatt ankomme, gehts nochmal aufwärts, diesmal zum Hochkopf. Der Blick auf den Rhein und auch der zurück auf die Berge oberhalb Baden-Badens, die Bühler Höhe, die Badener Höhe und mehr ist wirklich toll. Man siehts vielleicht ein bißchen:

Der Hochkopf selbst ist wieder von sehenswertem Moor und Heide bewachsen, fast baumlos und sehr wild. Noch sind die Gräser allerdings braun, das muss im Sommer ein traumhaftes grünes Meer sein. Nach kurzem Abstieg komme ich in Unterstmatt an und freue mich nach diesem Tag auf eine gut geheizte gemütliche Gaststube.

Sieht richtig schön wild dort aus.