Zivilisation

Auf dieser Etappe war wieder mehr Menschenwerk zu sehen. Das lag sicher auch daran, dass sich der Nebel gelichtet hatte. Aber es liegt auch an der Besonderheit des Mittleren Schwarzwald und der Wegeführung. Es geht durch bewirtschaftetes Gebiet, ich passiere laufend Einzelhöfe mehr oder weniger in Form des typischen Schwarzwaldhauses, werde von Hofhunden angebellt, ich treffe auf Forstarbeiter und Forstarbeiten:

Blick Richtung Bossenbühl

Und anfangs bringt sich auch die Bundesstraße 500 immer wieder in Erinnerung. Ich kreuze sie mehrfach, bis ich sie am Süßes Häusle verlasse. Mich stört das nicht, ich mag die Abwechslung. Ich denke unterwegs noch an die Kalte Herberge zurück. Man hatte in den letzten (Corona-)Jahren viel erneuert und steht richtig gut da. Das habe ich in einigen Unterkünften am Weg gesehen und frage mich, ob mir das im Rest der Republik einfach nicht aufgefallen ist oder ob das eine Westwegspezialiät ist. Wer weiß. Ich treffe heute acht weitere Wanderer, das sind viermal so viele wie auf allen 37 Etappen bis Pforzheim zusammen. Und es ist weder Saison noch gutes Wetter und ich treffe ja auch nicht jeden, der unterwegs ist. Vielleicht ist dieser Erfolg des Westwegs das Geheimnis. Könnte man in Hessen eigentlich auch versuchen, ich war da ja auch so gerne. Aber das ist nur eine Laienmeinung vermutlich.

Nach dem Süßes Häusle ist der verwunschene Wald wieder da, ich fand es wieder magisch. Zumal mich der angesagte Regen in Ruhe gelassen hat.

Wald in Richtung Doldenbühl

Die vielen Flechten, die kleinen nachwachsenden Bäume im Unterholz, die Frische und Kühle (na ja, eigentlich Kälte, aber das war mir egal) der feuchten Luft, und das Moos hat regelrecht geleuchtet. Ich konnte es heute intensiv genießen, die Strecke war läuferisch anspruchslos und recht kurz.

Leuchtendes Moos – ein Versuch

Der dritte und letzte Teil des Tages war dann von vielen Aussichten im Abstieg Richtung Titisee geprägt. Los ging es schon am “Land-Sitz” im sanften, langen Anstieg zur Weißtannenhöhe. Die ist auch immerhin 1190m über NN, aber das merkt man kaum. Nach dem gemütlichen Wanderheim Berghäusle – das ich rechts liegen lasse, ich will heute nachmittag möglich lange und in Ruhe auf den Titisee schauen – kommt das erste Mal der Feldberg in Sicht. Der ist morgen dran, und was muss ich sehen: Schnee. Nach Sonne, Wolke, Nebel, Regen ist das wohl auch noch nötig. Na ja, ich bin gespannt.

Ganz hinten der Feldberg

Heute aber ist die Sicht ins Tal recht klar und mit der ab und zu durchscheinenden Sonne immer wieder eine kurzen Halt wert.

Am Geigershof, im Hintergrund versteckt sich irgendwo Hinterzarten

Und ich gehe am Golfplatz des Golfclub Hochschwarzwald vorbei. Aus altem Interesse schaue ich so genau hin, dass ich einen Abzweig des Westweg verpasse. Waren aber nur 200m zu viel und verschmerzbar. Und der richtige Weg ging dann noch an einem Übungsplatz vorbei. Da war dann auch noch ein bißchen zu sehen.

Was ich aber weder von oben noch im Abstieg sehen kann, ist der Titisee. Der kommt wirklich erst auf den letzten Metern in Sicht, auf einem kleinen Fußweg zwischen einem Bagger, einem unaufgeräumten Hinterhof und einer unansehnlichen hohen Hecke. Das Bild erspare ich Euch jetzt. Genauso wie ein Kommentar zum Ort, hier herrscht eine andere Art Tourismus, wo sich der Wanderer ziemlich fremd vorkommt. Aber das ist auch ok.

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