Top of Europe ?

Ja, das ist der Eiger. Die heutige Etappe ist vielleicht so was wie die heimliche Königsetappe, nicht wegen Länge, Höhenunterschied oder Schwierigkeit. Sondern wegen der Eigernordwand, dem Mönch der Jungfrau. Und ich habe mir was Besonderes ausgedacht, ich wollte mir jetzt doch mal die Zugfahrt durch den Eiger hindurch auf das Jungfraujoch leisten. Beworben als Top of Europe. Also bin ich schon 7 Uhr im Tal los, es gilt, auf die Kleine Scheidegg aufzusteigen. Das ist ein Umsteigebahnhof (!) auf 2000m Höhe direkt unter dem Eiger.

Der Anstieg ist anfangs etwas mühsam, weil steile Sträßchen, und im Übrigen brauche ich morgens immer eine halbe Stunde, bis es läuft. Aber irgendwann geht das ganze dann weitgehend auf einen autobreiten Schotterweg über und ist einfach und ohne besondere Aufmerksamkeit zu gehen.

Rückblick von Brandegg auf Wetterhorn und Mattenberg

Ziemlich schnell muss ich feststellen, viel weiter zu sein als geplant. Ich kann’s mir nicht richtig erklären. Nach meiner Berechnung hätte ich 5 Stunden auf die Kleine Scheidegg gebraucht. Beim ersten Wegweiser standen aber 3 Stunden da, und die haben bisher immer gestimmt. Also wäre ich statt 13 Uhr schon 11 Uhr oben gewesen. Und so war es auch, und ich habe dann zwei Stunden auf der Kleinen Scheidegg verbracht und mich gefragt, was los war. Da hätte ich auch locker ausschlafen und im Hotel frühstücken können. Was ich alles nicht gemacht habe. Egal, ich habe den Tag soweit genossen. Und es gibt ja nicht nur den Eiger zu sehen, der Blick auf die andere Seite lohnt auch.

Almen oberhalb Grindelwald

Was sich aber überhaupt nicht gelohnt hat, und mich im Nachhinein sehr geärgert, ist der Ausflug aufs Jungfraujoch. Man fährt mit der Bahn im Tunnel (nichts zu sehen) in einen Bahnhof im Berg (nichts zu sehen) und von da an ist Remmidemmi: der höchste Uhrenladen Europas, Schokoshop, Merch, eine Installation mit viel BlingBling zum Thema Alpen, man hat etwas Auslauf ins Freie und kann auf die Aussichtsplattform per Aufzug. Die Aussicht ist wirklich grandios, aber komplett verstellt von selfieproduzierenden Menschen. Diese Fahrt ist wahnsinnig teuer und trotzdem wahnsinnig überlaufen. Habe ich nicht gedacht. Ich habe dann meine Fotos gemacht und die Flucht ergriffen. Nichts für mich, aber ein Beweis möchte ich trotzdem teilen.

Aletschgletscher

Aus Ärger bin ich danach nicht wie gedacht mit der Bahn nach Lauterbrunnen, sondern gewandert. Der Tag sollte nicht so blöd aufhören. Und das hat sich gelohnt, war doch beste und friedlichste Sommernachmittagsstimmung.

Eiger und Mönch

Der Weg verläuft über die Wengeralp, immer den gegenüberliegenden Berg im Blick. Da werde ich morgen sein.

Wengeralp mit Blick auf das Schilthorn

Und witzigerweise verläuft ein Teil des Weges auf der Strecke der Lauberhorn-Skiabfahrt (oder andersrum), die ich im Winter einmal tatsächlich gefahren bin. Würden allerdings nicht Schilder darauf hingewiesen, wäre es mir nicht aufgefallen. Insgesamt haben mich der Abstieg, die Alp und auch das sehr idyllische, anscheinend autofreie, Wengen wieder entärgert. Und zuletzt kommt noch ein sehr, sehr serpentinenreicher steiler Abstieg nach Lauterbrunnen. Auch hier ist die Hölle los, aber das soll jetzt kein Thema sein. Wo kommen nur die Leute alle her?

Irgendwo da unten ist Lauterbrunnen

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