Der Titel hört sich ja mächtig an. Aber erstmal fing mein Tag wegen der langen Etappe früh und schön mit dem Sonnenaufgang an. Ich hatte den ganzen Tag Wetterglück, es war abwechselnd bewölkt und sonnig, hat nur zweimal sehr kurz genieselt und war insgesamt ein angenehmer Herbsttag. Aber auch ziemlich windig, vor allem auf dem Hausbergturm, der im Wind buchstäblich gesungen hat. Und dass es frisch war, habe ich dann am Abend im Gasthof gemerkt. Ich war doch etwas durchgefroren.

Der Weg verläuft praktisch den ganzen Tag durch Wald und Wiese in einem stetigen leichten Auf und Ab, das Land ist doch mehr wellig als bergig. Und es ist still – es sei denn eine Landstraße ist in der Nähe. Das ist mir heute besonders aufgefallen. Kleine Landstraßen in den Karten waren auf meiner bisherigen Strecke kleine Landstraßen, ruhig und unbeachtet. Nicht so hier. Jede noch so dünne Straße auf der Karte kündigt sich von ferne durch lebhaften Verkehr an. Es ist doch dicht besiedelt hier, auch wenn der Schinderhannespfad durch seine Wegeführung im Wald versucht, das zu vertuschen.
Aber zu den Befestigungsanlagen. Erster Höhepunkt des Tages war zweifellos der Hausbergturm. Und ebendort finden sich keltische Ringwälle, erstes Zeugnis der Besiedelung dieser Gegend. Vom Weg aus ist davon allerdings nicht viel zu sehen, ich vermute sie mehr als dass ich die Wallanlagen im Buschwerk wirklich sehe. Der Hausbergturm aber ist eine Show. Er steht ausgesprochen stämmig und stabil auf der Kuppe mit großartiger Aussicht ins Flachland und Taunus.

Das besondere ist: ganz ganz viele Bauelemente sind mit den Namen der Spender beschildert. Wirklich jede Trittstufe trägt eine Spenderplakette, viele Balken, Streben, Bretter sind mit Namen versehen. Das sind so viele, der Turm scheint von der ganzen Region getragen zu sein. Und ich habe auch meine letzten Groschen gespendet, wo sich doch Aragorn für den Turm verwendet.

Und die nächste Befestigung kam auf dem Gaulskopf, und zwar für mich unvorbereitet. Im Blätterwald links des Weges zeichnete sich langsam eine ziemlich große Mauer ab. Ich rätselte noch und staunte nicht schlecht, einen komplett wiederaufgebauten Wachturm des römischen Limes vor mir zu sehen. Und man konnte rauf und sich vorstellen, wie die römischen Soldaten vor fast 2.000 Jahren aufs germanische Umland aufpassten und gleichzeitig miteinander kommunizierten. Die erste Form der Nachrichtentechnik sozusagen, Signale von Turm zu Turm.
Und am Ende war auch das noch nicht alles. Erst kam die Bundeswehr mit einem kilometerlangen Kasernenzaun („Vorsicht Schusswaffengebrauch! Der Standortkommandant“) …

… und zum Schluss lief der gut erkennbare Erdwall des Limes direkt neben dem Weg bis zum Etappenziel Saalburgsiedlung. Und da war ich doch froh, in die Bahn zu steigen, die mich zur Unterkunft in Eschbach gebracht hat.