Donnerstag war der letzte Wandertag. Es wurde eine Doppeletappe, weil die geplante nächste Etappe einfach zu kurz war. Ich wäre da schon halb zwölf durch gewesen, das wollte ich nicht. So wurden es fast 11 Stunden Wanderzeit für 34 Kilometer. Das ganze aber in langen Stücken als Talwanderung, das lief sich immer wieder von selbst. Was ich daraus lerne: ich werde nicht mehr vorab reservieren, das ist in Frankreich nicht nötig. Stattdessen wird am Abend entschieden, wo es am nächsten Tag hingeht. Als einzelner Wanderer findet sich ein Platz, und zur Not werde ich ein kleines Zelt oder einen Biwaksack mitnehmen. Wie schon erzählt, kann man in Frankreich immer bei den Refuges campieren und kriegt dort Essen und Sanitär. Lektion gelernt.
Aber leider weiß ich nicht, wann es weitergeht. Vielleicht nächsten Sommer, vielleicht später. Abonniert doch einfach den Blog, dann kriegt ihr automatisch den nächsten Eintrag per Mail [Menüstreifen runterscrollen, E-Mail-Adresse ins Feld neben Abonnieren eintragen, auf Abonnieren klicken]. Sobald es weitergeht.
Der Tag fängt mit den letzten beiden Stunden im Nationalpark Vanoise an, was mir wieder einmal einen schönen stillen Morgen beschert hat. Ich bin früh unterwegs und daher fast allein, gehe an einer schönen Refuge vorbei. Die ersten Gäste packen gerade ihre Rucksäcke. Tierbeobachter mit gigantischem Fernrohr haben sich in Stellung gebracht. Das war`s. Und ganz am Rand, gerade eben schon außerhalb des Parks gab’s dann auch wieder Mobilfunkempfang.

Ab da geht es erst wieder über einen Almengürtel, später recht steilen Wald ab ins Tal. Aus irgendeinem Grund sammeln sich hier ziemlich viele verfallene Häuschen, obwohl die Gegend durchaus bewirtschaftet wird und viele Almen und kleine Geschäfte in den Ortschaften ihren Käse anbieten. Spezialität ist der Tomme de Savoie, der hier Tomme de Montagne heißt. Trotzdem ist viel verfallen, das habe ich auf den Alpenetappen bislang nirgends gesehen.
Das Tal teleportiert mich dann aus den Alpen. Es ist hochsommerlich, und man sieht die (Fast-) Viertausender der Gegend nicht, sie sind hinter den bewaldeten Vorbergen verschwunden. Wäre der Ausblick in der Ferne nicht, ich würde mich in den Vogesen, den Pyrenäen, vermutlich halb Zentralfrankreich ähnlich fühlen.

Und ich kann es mal laufen lassen, die Wege sind breit und stolperfallenfrei, das ist schön. Leider weicht der Weg aber immer wieder auf den Hang hoch aus, wieso auch immer. Man bemüht sich wohl um maximale Naturnähe. Brauche ich heute nicht. Ich freue mich über die Orte hier, die sehen nochmal mehr nach Frankreich aus wie die in den letzten Tagen schon. Es gibt Alimentation, Epicerie, Fromagerie, die Bar, die Kirche, die Mairie …

… natürlich das Denkmal, und im Ort Bramans das kleine Restaurant, wo ich eine Apfelschorle getrunken habe. Die muss man sich hier übrigens unter den verwunderten Augen des Personals selbst zusammenmischen.

Dann gibt`s noch ein kleines Rätsel: was ist das bzw. was ist da?

Ich war – na ja, nicht geschockt, aber – sehr erstaunt. Es ist ein Tümpel, dessen Wasser derart still und klar ist, dass man es auf dem Foto praktisch gar nicht, in Realität erst sehr spät sieht. Das blassgrünliche ist sämtlich altes Gehölz unter Wasser. Wer den Herrn der Ringe gesehen hat: das ist die Originalvorlage der Totensümpfe. Ich habe das in dieser Klarheit noch nie gesehen.
Mein Ziel Modane stellte sich als ziemliche Pleite heraus. Der Ort selbst ist komplett tot. Und der Bahnhof liegt einen Kilometer flussabwärts, die wenigen Hotels, Restaurants und Geschäfte versammeln sich alle hier. Und zwar ins enge Tal gequetscht direkt nebeneinander: Bahn, Nationalstraße, genau eine Häuserzeile, Fluss. Und wie ich dann auch noch feststellen musste, war auch der Bahnhof komplett tot: keine Züge, Schienenersatzverkehr. Da kann man sich in eines der Cafés setzen und schauen, wer kommt. Mit dem Auto. Oder dem Bus. Und wer wieder geht.
Und dann waren die Wanderwochen zu Ende.









































