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So still sind die Pfade nicht

Wieder in der Morgenfrische los. Ich war in der “Hupp Lodge” sehr gut untergebracht, hatte gut geschlafen, und das Frühstück auf der Panoramaterrasse war lecker. Weil die Unterkunft aber weit oberhalb des Ortes Läufelfingen liegt (und auch gar nicht zu diesem gehört), kamen erstmal 20 min Abstieg durch den Wald, bevor es 30 min ruhig ansteigend auf die Etappe ging.

Ortsausgang Läufelfingen

Damit verlasse ich den Kanton Basel-Landschaft und gelange nach Solothurn. Man empfängt mich mit einem Landstraßenpass, einem Golfplatz und einer schönen Aussicht auf den restlichen Tag. Und nach einer starken Stunde bergab kommt mein Highlight des Tages auch schon, die Aare. Ein dunkeltürkisfarbener, ruhig und recht schnell strömender Fluß, dessen Anblick allein mich in der Sommersonne schon erfrischt. Die Aare ist der! Fluss des Mittelandes, der längste komplett in der Schweiz liegende Fluss, und sie führt mehr Wasser als der Rhein, in den sie mündet. Eigentlich könnte aus dieser Sicht Köln an der Aare liegen, keine Ahnung wieso das nicht so ist. Vielleicht gilt bei Flüssen auch rechts vor links.

Ich habe dann auch gleich am schattigen Ufer Pause gemacht und bin bis Aarburg so lange wie möglich direkt dran geblieben. Die Aare hat mich nicht nur virtuell erfrischt, ich habe mich über die Abwechslung gefreut und die Ruhe, die sie ausstrahlt. Allerdings hatte ich auch die ganze Zeit höllischen Durst und das Bedürfnis, in der Aare zu wandern und nicht daneben. Na ja, wenigstens habe ich ihr zwei Fotos gegönnt, das Blogfoto oben mit der Bahnhofbrücke und die Alte Brücke.

Altstadt Olten mit Alte Brücke

Im nächsten Ort Aarburg verlässt der Weg die Aare schon wieder und beschreibt einen ziemlich großen Bogen um das folgende Siedlungkonglomerat, man mag es auf dem Foto ahnen.

Die Aarburg

Der Weg verläuft eigentlich unterhalb der Burg auf deren Bergrücken hoch. Das habe ich aber ausgelassen, denn es begann das Drama meiner Mittagspause. Ich hatte nichts mehr zu trinken und musste ergo einen Supermarkt finden. Der lag halt nicht neben der Burg. Aber egal. Der Plan war einfach. Nicht direkt vor dem Supermarkt pausieren, sondern hoch auf den Berg und ein schattiges Plätzchen mit Aussicht finden. Als ich kurz darauf oben war, stellte sich heraus, dass oben nicht oben ist. Ich wollte auf keinen Fall nach der Pause weiter ansteigen müssen, also gings weiter. Wirklich oben angekommen, war ich aber im Wald und ohne Aussicht. Also auf die Karte geschaut, 10 min weiter kam offenes Land. Tja, das war aber ein Feld und im Moment setzte der Mähdrescher laut lärmend zur Arbeit an. Ich kann mich ja schlecht als Gast im Land über die Landwirtschaft beschweren, also gings weiter, wieder durch Wald. Und nach einiger Zeit folgte wieder eine Aussicht, diesmal auf die nicht so repräsentative Rückseite des nächsten Bauernhofs. Also weiter talabwärts zum nächsten Wäldchen, neben einem Maisfeld. Ich hatte aus lauter Sturheit bis dahin weder meine eingekauften Getränke angerührt, noch die Snacks, und war entsprechend ausgetrocknet und genervt. Das ganze hatte schon über eine Stunde gedauert, es hat dann gereicht. Also habe ich mich auf einen Holzstapel am Rand dieses Wäldchens gepflanzt. Ich hatte Schatten, ich hatte Ruhe, und das war die Aussicht:

Lauterbacher Mais

Auch gut. Und wo ich schon dabei bin, mich nicht zu beschweren: in dieser Gegend ist eigentlich ganz schön was los. Irgendwo hatte ich gelesen, die Via Gottardo verlaufe auf stillen Pfaden. Davon kann in den ersten drei Tagen keine Rede sein. Das Mittelland ist Schweizer Siedlungsschwerpunkt und so ist der Weg dann halt auch. Ich laufe von Ort zu Ort, neben der Eisenbahn, kreuze Landstraßen und Autobahnen und sehe sehr viel, was man vielleicht geschäftiges Treiben nennen könnte. Es gibt Straßenbaustellen, Gebäudebaustellen, Bahnbaustellen, Gewerbe in jedem Ort, die Post ist unterwegs, Leute mit kleinen Kindern, man gönnt sich auch gerne ein Frühstück vor dem Cafe oder ein Mittagessen auf der Restaurantterrasse, die Bahn ist dauernd zu hören, der besagte Mähdrescher, Traktoren, auf jedem Bauernhof wird tagsüber gearbeitet, die Häuser sind fast alle entweder neu oder renoviert, das ist schon außergewöhnlich und wirkt sehr wohlhaben und trotzdem stressfrei. Der Schein wird trügen. Aber eigentlich ist das bisher eine Kulturwanderung, in dieser Dichte habe ich das auf dem gesamten Weg seit Berlin nur südlich von Frankfurt gesehen. Wobei das hier im Vergleich natürlich viel kleiner ist.

Und deshalb beschwere ich mich auch über die fehlende Ruhe der letzten Stunden nicht. Als Anerkennung hat man mir in Zofingen eine Straßenwalze zur Verfügung gestellt, die über 50 m exakt im selben Tempo neben meinem Ohr gefahren ist.

Zofingen begrüßt mich

Immer an der Bahn lang

Strahlender Sonnenschein, ich bin schon relativ früh los, alles wirkt noch etwas verschlafen, aber der eine oder andere arbeitet schon oder ist auf dem Weg dahin. Einer hatte schon Zeit, sein Auto zu verschrotten, es stand ziemlich demoliert auf einer Kreuzung. Es sah aus, als hätte jemand mit einem kühlschrankgroßen Hammer von der Seite auf den Kotflügel geschlagen. Anders konnte ich mir das Schadensbild nicht erklären. War zum Glück die Beifahrerseite und der Abschleppwagen war auch schon da. Und dann war da noch die ältere Frau, die allen Ernstes in die auf dem Gehweg deponierte Mülltüte ihres Nachbarn geschaut hat. Man weiß ja nie.

Die Rathausstraße in Liestal

Auf dieser Etappe reihte sich Ort an Ort im Tal und der Weg verlief meistens in der Nähe der Bahnstrecke, oft direkt am Bahndamm und einmal sogar an einer Lärmschutzwand entlang. War nicht immer idylisch. Nur einmal ging es 20 min über einen grünen ruhigen Hügel rüber. Aber auf der anderen Seite war dann gleich wieder Bahnstrecke angesagt, diesmal angereichert mit Autobahn und Gewerbegebiet. Durch irgendeine seltsame Vorsehung war ich genau zu dem Zeitpunkt dort, an dem eine berufliche Besprechung fällig war. Also nahm ich Platz auf einer Bank am Waldrand im Schatten, besprach mich und blickte auf dies:

Im Ergolztal

Anschließend ging es vom Ergolztal ins Homburgertal, wo die Orte merklich kleiner wurden und das Gesamtbild grüner. Es war jetzt Mittag durch und als ich mich irgendwann mal umgedreht habe, war der Himmel plötzlich verdächtig grau. Kleiner Blick auf die Wetterapp versprach ein halbstündiges Gewitter in 20 Minuten. Und ein Blick auf die Landkarte versprach den Bahnhof Diepflingen, ebenfalls in 20 Minuten. Das sollte doch zu schaffen sein, und das war es auch. Allerdings hatte ich mir den Bahnhof größer vorgestellt, mit Cafe, Lademöglichkeit fürs Handy, kleinem Lebensmittelgeschäft oder so.

Es wurde ein ungefähr 10 qm großes Wartehäuschen. Aber immerhin. Und ich konnte mich gut unterhalten, weil ein Deutscher drin saß, der ein Vorstellungstermin für einen neuen Job bei einem örtlichen Unternehmen hatte. Er war auf Nummer sicher gegangen und hatte zwei Züge vor Termin genommen und weil die in der Schweiz so fahren wie sie fahren sollen, saß er halt die Zeit im Wartehäuschen ab. Wir haben über Jobsuche geplaudert, über Headhunter, er hatte über einen das Jobangebot bekommen, den ich auch schon bemüht habe. Und überhaupt über die Lage. Nach 30 min war das Gewitter wie versprochen vorbei. Ich hab ihm viel Glück gewünscht und bin weiter.

Immer an der Bahn lang – auch in Diepflingen

Und weiter geht es im Tal. Das war jetzt ziemlich schmal, und der Weg konnte kaum noch woanders verlaufen wie direkt neben der Bahn. War aber nicht mehr so auffällig, weil es nur noch eine eingleisige Nebenstrecke war. Das Grün drumrum stand dicht, war feucht, dampfte etwas schwül noch vom Gewitter und ich musste ziemlich schwitzen, obwohl Hitze und Sonne weg waren. Aber auch so fühlt sich Sommer an und es war gut.

Homburgertal mit Sommerauer Häusern

Der letzte Teil des Tages bot noch eine Überraschung. Die offizielle Via Gottardo beschreibt hier einen ziemlich großen, mir nicht so recht einleuchtenden Bogen. Ich hatte deshalb eine Abkürzung geplant, die an genau dieser Stelle in Rümlingen los ging:

Rümlingen soweit sichtbar

Die Via Gottardo biegt hier nach Osten ab. Ich aber bin unter der Brücke durch, einmal um die Kirche rum und hatte dann große Mühe, den in meiner Karte eingezeichneten Weg zu finden. Ich musste wirklich immer wieder in vermeintliche Sackgassen, um kurz vor deren Ende zu sehen, dass es doch weiterging. Am Anfang war der Weg einfach ein knapp ein Meter breiter Wiesenstreifen zwischen zwei Gartenzäunen. Nichts ausgeschildert, nichts eingerichtet. Aber der Weg war da. Dann folgten plötzlich sehr steile Stufen neben dem Brückenpfeiler hoch und später war es ein schmaler verwunschener Pfad im Wald, der den Berg hochführte. Ich war die ganze Zeit darauf gefasst, dass er sich plötzlich im Unterholz verliert und ich umdrehen muss. Tat er aber nicht. Und auch als ich oben ankam und mitten durch einen Bauernhof gehen musste, war niemand da, der gemeckert hat. Auch der Hund raste nicht mit gefletschten Zähnen auf mich zu. Im Gegenteil, weder Hund noch Mensch ließen sich blicken und so hatte ich eine ziemlich coole und etwas abenteuerliche Abkürzung gefunden.

Da war’s nur noch eine starke Stunde. Es ging immer wieder auch auf schmale Pfade, die inzwischen ziemlich deutlich von Kalkstein durchsetzt waren. Die Gegend hier nennt sich nicht umsonst Baselbieter Jura, auch einige Felsformationen waren jetzt zu sehen. Und auf einer thronte wieder mal eine Ruine, diesmal die sogenannte Homburg. Die hab ich mir aber geklemmt, Ruine hatte ich gestern schon.

Die Schweiz

Der Nachtzug hat mich halbwegs unversehrt nach Basel gebracht, und ich stehe kurz nach sieben am Badischen Bahnhof in der Morgenfrische bereit zur nächsten Etappe. Aber erst sind die lokalen Basics zu klären: Schweizer Franken besorgen, Mobile Daten buchen, Wasser zum Trinken kaufen. Dann gehe ich über den Rhein …

Die Basler Rheinseite von der Mittleren Brücke aus

… in die Altsstadt nebst Fußgängerzone, bis ich nach einiger Zeit – wieder am Rheinufer – meinen Leitwanderweg No 7 Via Gottardo treffe. Es ist schön so früh mitten in der Stadt, ich hatte das schon öfter erlebt, sehr intensiv mal in Brüssel. Die Geschäfte haben noch geschlossen, außer vielleicht einer Espressobar, der Müll vom Vortag wird gerade weggeräumt, die Leute sind auf dem Weg zur Arbeit, Gruppen von Bauarbeitern stehen zusammen und besprechen den Tag. Ein komplett nasser alter Herr nur mit Badeshorts bekleidet schließt gerade seine Haustür auf, offensichtlich kommt er vom morgendlichen Rheinbaden. Manch einer joggt, der Tag hat noch gar nicht richtig angefangen.

Für mich aber schon. Nach einiger Zeit am Rheinufer folgen die Ortschaften Birsfeld und nach einem Waldabschnitt Muttenz. Alles wirkt gut sortiert und organisiert. Der Wanderweg ist klasse ausgeschildert, die Wegbeschaffenheit ist gut, in den Ortschaften gibt es ein Zentrum, Geschäfte, Handwerker, Firmen, Gasthäuser und überhaupt wirkt alles sehr ausgewogen und ausgereift.

In Muttenz

Reichtum hilft hat. Was ich jetzt verschweige: die Banken. Das große Hafenareal in Birsfelden, das ich umgehe. Der Rangierbahnhof in Muttenz. Die großen hässlichen Roche-Hochhäuser in Basel. Geld wächst halt nicht im Wald.

Aber egal, in Muttenz geht es dann bergauf zu einer kleinen Ansammlung von Burgruinen, wobei ein Turm gut restauriert und per Treppe leicht zu besteigen ist. Von diesem Wartenberg aus hat man einen tollen Blick zurück über Basel und die ganze Gegend, das Titelbild oben ist von dort aufgenommen. Ich mache meine Mittagpause hier.

Und plötzlich ist es Sommer. Über Wald und Wiesen flirrt es, die Luft ist warm, die Sonne sticht, es schwirrt überall, ist leicht schwül und wahnsinnig schön.

Wie auch immer die heißen – Schmetterlinge und Pflanze !

Weiter geht es über Wälder und Wiesen, der Lärm des Tales wird weniger und oben nach dem zweiten Anstieg des Tages empfängt ein richtig schöner Einsiedlerhof in Schauenburg, benannt nach eben jener 200 m abseits des Weges liegenden Burgruine. Manchmal sieht man zwischen den Hügeln den nächsten Ort im Tal, es ist dann doch immer noch Großraum Basel. Aber das stört nicht weiter.

Frenkendorf und Füllinsdorf

Ich treffe Radwanderer, Spaziergänger, Jogger, aber wie immer keine anderen Fernwanderer – den Westweg ausgenommen. Mal sehen, ob sich das noch ändert. Halb drei ist mein Tag schon zu Ende, es war eine kurze Etappe und ich bin ja ziemlich früh los. Ich übernachte im Hotel Bienenberg, das ist 2 km vor dem eigentlichen Etappenziel oberhalb des Orts. Die Terrasse bietet einen entspannten Tagesabschluss mit Blick auf die gegenüberliegenden Berge und sie bietet ein sehr gutes und besonderes Bier. Und einen Blick auf die Containerreparaturfirma des Frenkendorfer Gewerbegebiets. Ganz ohne Geldverdienen geht es in dieser Gegend halt doch nicht.

Auf der Terrasse des Hotels Bienenberg

Doppelschlag

Eigentlich war die Idee, bis Basel durchzugehen. Der Westweg wollte komplett absolviert sein, die Etappe nach Kandern und die Etappe nach Basel in einem Rutsch. Da ich die 46 km vermutlich nicht ganz schaffte, wollte ich über die Burgruine Rötteln nach Lörrach wandern und dann weiter sehen. Vielleicht E-Scooter wie in Frankfurt, oder die Energie reicht doch für mehr, oder … Am Ende wurde es S-Bahn von Lörrach nach Basel, denn wegen des angekündigten Eisenbahnerstreiks am Folgetag musste ich heute schon zurückreisen und also spätestens 17 Uhr am Badischen Bahnhof sein. So ist es etwas verkürzt, aber ich sehe den Westweg als erledigt an und werde ab jetzt Schweizer sein.

Am Anfang war aber der Doppelschreck. Zuerst der Blick zurück zum Belchen, alles schneebedeckt, und nicht nur da. Und dann krachte es plötzlich ziemlich nahe und ein Baum stürzte um. Das waren Forstarbeiten, aber da ich wer weiß wieviele Warnschilder schon gesehen habe ohne je einen Forstarbeiter dazu, habe ich gar nicht mehr an deren Existenz geglaubt. Aber heute war es soweit, es gibt sie. Die Bäume legen sich halt doch nicht von selbst schön parallel gestapelt an den Wegesrand.

Waldarbeiten am Spahnplatz

Der Blauen wiederum war sehr angenehm, auf stillen Pfaden und schmalen Forststraßen war ich schnell oben. Und auch der Blauen hat die Standardgipfelausstattung: Funkturm, Aussichtsturm, Gaststätte. Man lässt sich ja nicht lumpen. Leider hatte die Gaststätte geschlossen, Bauarbeiten.

Der Blauen

Der anschließende lange Abstieg nach Kandern verschwand komplett im Nebel. Unterwegs kamen mir ein paar Wanderer entgegen, auch eine französiche Gruppe, aus der eine Wanderin mich begeistert mit ihren deutschen Sprachbrocken begrüßt hat. Ich konnte mich zum Glück zusammenreißen und habe mir meine eigenen französischen Brocken verkniffen. So waren alle glücklich. Ansonsten hatte ich keine Lust mehr auf noch mehr Nebelfotos. Deshalb fehlt hier die Sausenburg, zum Beispiel. Aber eines hab ich dann doch gemacht:

Der Hexenplatz

Dann kam Kandern. Hier muss der Frühling schon mal gewesen sein, aber nicht heute.

Kandern

Und da war der Schwarzwald zu Ende. Das war von Temperatur, Vegetation, Landschaftsform schlagartig klar. Am zwölften Tag war es vorbei. Ich war wirklich traurig, und der anschließende Weg weiter Richtung Basel fühlte sich ein wenig als verzichtbarer Nachschlag an. Aber zurückgelegt muss er ja trotzdem werden.

Irgendwo weit hinter Egisholz muss Basel sein

Es gab mit der Wolfsschlucht, zwei Weinbergen und lauschigen Orten schon noch einiges zu sehen. Und ich habe den offenen Himmel und den immer weiten Blick tatsächlich genossen. Wie zum Hohn kam auch die Sonne noch raus. Ein paar entscheidende Tage zu spät, fand ich. Burg Rötteln – im Bild ganz oben von der Rückseite angenähert – ist eine richtige Sehenswürdigkeit mit guter Gaststätte und Biergarten. Aber der Weg weiter nach Basel ist schon ein Hatsch und ich war nicht böse, die S-Bahn nehmen zu müssen. Der Abschied fiel schwer, es ist ja auch der Abschied vom deutschen Teil meiner Wanderung. Das war’s dann erstmal, im Sommer geht es weiter in die Schweiz.

Der Belchen

Auf der heutigen Etappe stand mein Lieblingsberg am Westweg auf dem Programm mit einer schönen, fast schon aufregenden Überschreitung. Zwar ist der Belchen eine kahle hohe Kuppe wie andere auch. Aber im Unterschied zu denen hat er steilere und stellenweise recht kahle Flanken, die von schmalen, an manchen Stellen schon etwas ausgesetzten Pfaden durchzogen sind. Die Flanken sind teilweise so steil, dass ich den Weg sehr höhenängstlichen Menschen nicht mehr empfehlen würde. Dazu passend war ein Teilstück des Belchenrundwegs um die Kuppe herum mit Verweis auf alpine Gefahren gesperrt. Die Vegetation ist abwechslungsreich, naturbelassen, wild, und im Abstieg geht es an einigen größeren Felsformationen vorbei. Dazu kommen außergewöhnliche Tiefblicke – wenn man denn was sieht, was auch heute nur bedingt der Fall war. Immerhin gab es weder Wind noch Regen.

Los ging’s ziemlich früh mit einem Lunchpaket des Grünen Baum und einer 4-minütigen Busfahrt von Muggenbrunn hoch nach Notschrei. Dort folgten zunächst einige Hochmoore, und fast am Ende des Westwegs habe ich es diesmal geschafft, die Erklärung dazu zu lesen.

Hochmoor im NSG Langenbach-Trubelsbach

Dann ging’s durch unauffälligen Wald um den Trubelsmattkopf herum zum nächsten Naturschutzgebiet, den Wiedener Weidbergen. Falls ich je reich und landflüchtig werden sollte, ein Hof hier müsste es sein. Wunderschöne Landschaft, offener Blick, keine all zu nahen Nachbarn und die Zivilisation ist auch nur 30 Autominuten entfernt. Na ja, weder reich noch landflüchtig wird voraussichtlich passieren.

Wiedener Weidberge

Von hier aus ging es eine Weile weiter durch Wald, bis der Anstieg auf den Belchen selbst begann. Der dauerte ungefähr eine Dreiviertelstunde in ziemlich konstanter Steigung auf Pfaden, die nicht ganz so schwer zu gehen waren wie die auf den Feldberg. Und zwischendrin musste ich immer wieder anhalten, um den Fernblick zu genießen, mit leichtem Nervenkitzel besonders steile Abhänge hinunterzuschauen, die besondere Vegetation zu bestaunen und mehr. Einen kleinen Eindruck vermittelt vielleicht das Foto.

Vom Belchen ins Münstertal

Der Gipfel war dann wie immer im Nebel, deshalb musste ich mir den Ausblick vorstellen. Das Foto ist aus einer Distanz von 80m vom Kreuz aufnommen, immerhin. Und es gab eine Bronzescheibe, die mir gesagt hat, was ich sehe. Wenn ich was sähe.

Der Belchengipfel

Ich habe das Belchenhaus nebst Belchenlift links liegen gelassen und bin auf direktem Weg weiter. Der Abstieg vom Belchen und dem davor gelegenen Hohkelch war extrem kurzweilig, ich habe ja schon von den steilen Flanken und schmalen Pfaden geschwärmt. Aber irgendwann war auch der vorbei und die Etappe lief auf wenigen Kilometern bis zum idyllisch gelegenen Haldenhof gemütlich aus.

Hinterneubronn und rechts an der Straße der Haldenhof

Der Gipfel

Wie schon erwartet – und wie Hornisgrinde, Brocken und Großer Feldberg auch – präsentiert sich der wirkliche Feldberg mit bescheidenem Wetter. Das wirklich passende Wort lasse ich zur Abwechslung mal aus. Vielleicht sollte ich nur noch in den Sommerferien wandern. Die gute Nachricht war, es hat kaum geregnet. Aber alle anderen waren da: Kälte, Schnee, Nebel, Wind. Und so kann ich diesmal nicht wie sonst ein aktuelles Foto für die Beschreibung der Etappe heranziehen. Die Wirklichkeit seht ihr oben.

Aber auch ohne all diese Widrigkeiten kann man sich das Leben schwer machen. Auf dem Weg nach Hinterzarten war der Weg gesperrt. Kein Problem, der Umweg über eine Straße war nur wenige hundert Meter weiter. Und so gut zu übersehen, dass ich über die Wiese abgekürzt habe. Kürzer war es wirklich. Aber danach waren Schuhe und Socken nass. Und was lerne ich wieder einmal: improvisierte Abkürzungen sind eine schlechte Idee.

Wegesperrung bei Hinterzarten

Ab Hinterzarten ging es dann langsam und stetig bergan durch einsamen Wald. Einzig der Hof Am Feldberg stach heraus. Und irgendwo im Nebel dahinter wird schon der Feldberg sein.

Blick auf den Hof Am Feldberg

Und noch was war besonders an diesem Tag, die schlampige Wegmarkierung. Warum auch immer das so war auf dem ansonsten exzellent ausgeschilderten Westweg. Ich habe mich einige Male an Abzweigungen irritiert umgeschaut, musste mal kurz in irgendeine Richtung (die falsche) gehen und schauen, dann umdrehen und so weiter. Und nach der Rufenholzhütte hatte ich die Wahl zwischen geradeaus und steil berghoch, habe letzteres gewählt und lange gar keine Markierung mehr gefunden. Da hatte ich dann die Schnauze voll und bin einfach weiter. Ich wollte schließlich hoch und wusste per GPS, dass der Weg gut passt. Und gerade als ich mich wieder abgeärgert hatte, tauchte die rote Raute des Westwegs auf. Na also.

Der Weg war jetzt auch richtig spannend, ab und zu schneebedeckt, voll Wasser und Matsch, Felsen, Wurzeln, ein alpines Turnen etwas. Einige Holzbohlen sollten dem Wanderer helfen, waren aber eher kontraproduktiv, weil rutschig oder morsch oder lückenhaft. Aber schön war’s trotz der Kälte.

Bohlenweg am Feldberg

Kaum war ich aus dem Wald raus, stand ich sofort im Wind. Aber so was von. Mich hat es am Anfang zweimal regelrecht aus dem Pfad geblasen, bis ich mich darauf eingestellt hatte. Nun war wirklich nichts mehr zu sehen. Sichtweite war maximal 20 Meter. Der Sendeturm im Foto oben hat mich regelrecht erschreckt, so plötzlich stand er neben mir. Wie auf der Hornisgrinde bin ich dann einfach so schnell wie möglich rüber und raus aus dem Mist. Hat hier vielleicht 30 Minuten gedauert.

Zwischen Seebuck und Feldberg

Im Abstieg habe ich im Windfang der geschlossenen St Wilhelmer Hütte Pause gemacht und trockene Unterwäsche angezogen. Ab da war alles gut. Die Strecke selbst ist im Vergleich zum Anstieg dann etwas langweilig. Ichfolge breiten Pfaden zuerst über den offenen Stübenwasen, anschließend durch gar nicht mehr so verwunschenen Wald. Am Ende habe ich einfach darauf gewartet, bis es vorbei ist. Die Schotterplatzwüste um die Skiarena Hochschwarzwald herum hat das auch nicht besser gemacht. Und ein agressiver Auerhahn hat sich auch nicht blicken lassen.

Am Stübenwasen

So bin ich schließlich ziemlich entspannt am Notschrei angekommen, bin in den Gratisbus gestiegen und nach Muggenbrunn in den Grünen Baum. Der hatte ein wirklich tolles Zimmer und gutes Essen für mich. Das war auch ein Gipfel.

Zivilisation

Auf dieser Etappe war wieder mehr Menschenwerk zu sehen. Das lag sicher auch daran, dass sich der Nebel gelichtet hatte. Aber es liegt auch an der Besonderheit des Mittleren Schwarzwald und der Wegeführung. Es geht durch bewirtschaftetes Gebiet, ich passiere laufend Einzelhöfe mehr oder weniger in Form des typischen Schwarzwaldhauses, werde von Hofhunden angebellt, ich treffe auf Forstarbeiter und Forstarbeiten:

Blick Richtung Bossenbühl

Und anfangs bringt sich auch die Bundesstraße 500 immer wieder in Erinnerung. Ich kreuze sie mehrfach, bis ich sie am Süßes Häusle verlasse. Mich stört das nicht, ich mag die Abwechslung. Ich denke unterwegs noch an die Kalte Herberge zurück. Man hatte in den letzten (Corona-)Jahren viel erneuert und steht richtig gut da. Das habe ich in einigen Unterkünften am Weg gesehen und frage mich, ob mir das im Rest der Republik einfach nicht aufgefallen ist oder ob das eine Westwegspezialiät ist. Wer weiß. Ich treffe heute acht weitere Wanderer, das sind viermal so viele wie auf allen 37 Etappen bis Pforzheim zusammen. Und es ist weder Saison noch gutes Wetter und ich treffe ja auch nicht jeden, der unterwegs ist. Vielleicht ist dieser Erfolg des Westwegs das Geheimnis. Könnte man in Hessen eigentlich auch versuchen, ich war da ja auch so gerne. Aber das ist nur eine Laienmeinung vermutlich.

Nach dem Süßes Häusle ist der verwunschene Wald wieder da, ich fand es wieder magisch. Zumal mich der angesagte Regen in Ruhe gelassen hat.

Wald in Richtung Doldenbühl

Die vielen Flechten, die kleinen nachwachsenden Bäume im Unterholz, die Frische und Kühle (na ja, eigentlich Kälte, aber das war mir egal) der feuchten Luft, und das Moos hat regelrecht geleuchtet. Ich konnte es heute intensiv genießen, die Strecke war läuferisch anspruchslos und recht kurz.

Leuchtendes Moos – ein Versuch

Der dritte und letzte Teil des Tages war dann von vielen Aussichten im Abstieg Richtung Titisee geprägt. Los ging es schon am “Land-Sitz” im sanften, langen Anstieg zur Weißtannenhöhe. Die ist auch immerhin 1190m über NN, aber das merkt man kaum. Nach dem gemütlichen Wanderheim Berghäusle – das ich rechts liegen lasse, ich will heute nachmittag möglich lange und in Ruhe auf den Titisee schauen – kommt das erste Mal der Feldberg in Sicht. Der ist morgen dran, und was muss ich sehen: Schnee. Nach Sonne, Wolke, Nebel, Regen ist das wohl auch noch nötig. Na ja, ich bin gespannt.

Ganz hinten der Feldberg

Heute aber ist die Sicht ins Tal recht klar und mit der ab und zu durchscheinenden Sonne immer wieder eine kurzen Halt wert.

Am Geigershof, im Hintergrund versteckt sich irgendwo Hinterzarten

Und ich gehe am Golfplatz des Golfclub Hochschwarzwald vorbei. Aus altem Interesse schaue ich so genau hin, dass ich einen Abzweig des Westweg verpasse. Waren aber nur 200m zu viel und verschmerzbar. Und der richtige Weg ging dann noch an einem Übungsplatz vorbei. Da war dann auch noch ein bißchen zu sehen.

Was ich aber weder von oben noch im Abstieg sehen kann, ist der Titisee. Der kommt wirklich erst auf den letzten Metern in Sicht, auf einem kleinen Fußweg zwischen einem Bagger, einem unaufgeräumten Hinterhof und einer unansehnlichen hohen Hecke. Das Bild erspare ich Euch jetzt. Genauso wie ein Kommentar zum Ort, hier herrscht eine andere Art Tourismus, wo sich der Wanderer ziemlich fremd vorkommt. Aber das ist auch ok.

Im Nebel

Am nächsten Tag hat uns das schlechte Wetter wieder, diesmal in Form von Nebel. Und es war wieder kalt und ungemütlich. Aber trotz Kälte und Nebel und Niesel am Anfang – oder gerade wegen ihnen – war diese Etappe fast ein bißchen magisch, etwas unheimlich, sehr still und wir waren über weite Strecken im Nebel eingepackt und mussten vertrauen, dass im Nebel nicht das Grauen wartet. Oder so ähnlich.

Der Blindensee

Angefangen hatte es mit einem kleinen Unglück im Glück. Als wir in Schonach fast an der Bushaltestelle angekommen waren, hielt plötzlich ein Auto neben uns und heraus sprang ein Mitwanderer, der uns Mitfahrt auf die Wihelmshöhe anbot. Das war sehr willkommen, und so sind wir ins Auto seiner Pensionswirtin eingestiegen und mit ihr hochgefahren. Oben angekommen, wollten wir ihr so kurz wie möglich zur Last fallen und sind zügig ausgestiegen. Und weg war sie. Und weg war auch mein Regenschirm, wie ich dann feststellen musste. Das fing ja gut an und ohne Regenschutz wollte ich nicht los. Gerettet hat uns die Wirtin der Wilhelmshöhe, die mir aus ihrem Fundus verlorener Schirme ein schickes gepunktet türkises Exemplar geschenkt hat. Danke dafür !

Dann ging es los, und da ich ja jetzt wieder einen Regenschirm hatte, hörte der Niesel bald auf. Und es blieb der Nebel. Ich hätte gerne von den kleinen Höfen berichtet, an denen wir vorbeikamen, von der Donauquelle, dem Gasthaus Kolmenhof und vielem mehr. Aber was wir sahen war das:

Möglicherweise ein Hof voraus

Wir haben das beste daraus gemacht und hatten sowieso viel zu erzählen. Nach einiger Zeit kamen dann die Felsen zurück, nur beim Günterfelsen auch hoch aufgetürmt, sonst als Unterholz im nebligen Wald. Wir fanden es großartig und sind aus dem Fotografieren kaum rausgekommen.

In der Nähe der Günterfelsen

Und als wir das Gefühl hatten, jetzt mal eine Pause zu brauchen, kam pünktlich der Brend nebst Gipfelgasthaus. Perfekt.

Wald am Brend

Der Rest des Tages verlief dann längere Strecken auf Asphalt, was ich persönlich in Ordnung finde. Da der Westweg allerdings ein Qualitätswanderweg ist und nicht so viel Asphalt und Schotter enthalten darf, hat man einige Male eine unbequeme, verschlängelte, von Wurzeln durchsetzte Alternative geschaffen. Das wirkte manchmal ein bißchen gezwungen, manchmal wie blanker Unfug und wir haben es dann ignoriert. Was wir aber weiterhin nicht gesehen haben, waren die Höfe und Siedlungen an unserem Weg. So war es halt.

Und am Ende haben wir die Kalte Herberge schon gegen 4 Uhr erreicht. Die machte ihrem Namen so gar keine Ehre und war gemütlich und warm. Gott sei Dank!

Die Kalte Herberge

Der Wanderspielplatz

Auf dieser Etappe ist noch ein guter Freund zu uns gestoßen, also waren wir zu viert. Der ganze Tag war wieder sehr unterhaltsam und wir haben viel gelacht. Mussten wir auch, denn die Etappe war als die anstrengendste des Westwegs angekündigt. Ich hatte das aus den Zahlen gar nicht so gesehen, 1170 Höhenmeter sind zwar viel, aber eben auf drei Anstiege verteilt und 20 Tageskilometer sind eher wenig.

Wie falsch ich lag ! Wir waren 10 Stunden unterwegs und kamen platt und verfroren letztlich im Gasthaus Schwanen in Schonach an. Die Wilhelmshöhe bot zu dieser Jahreszeit leider noch keine Unterkunft, also ging es zusätzlich halt noch ins Tal. Der Schwanen entpuppte sich als sympatisch, urig und voll, wir bekamen noch eine gemütliche kleine Ecke für uns vier und das war dann genau richtig.

Aber von Anfang an. Direkt ab Hausach ging es steil bergan, zunächst an Burg Husen vorbei. Hier hatten wir noch einmal einen schönen Überblick über Hausach.

Blick zurück nach Hausach

Nach der ersten Steilstufe öffnete sich das Breitenbachtal linkerhand, wo sich nach kurzer Zeit schon andeutete, was uns den ganzen Tag begleiten sollte: es gab was zu sehen am Wegesrand. Hier war es ein Kühlschrank zur Selbstbedienung mit Vertrauenskasse, der zur neuen Hodelsteinhütte gehört. Wer kurz vor 10 schon Bier goutiert, gerne. Für alle anderen gabs auch Wasser und Limo. Wir haben (noch) verzichtet. Später am Tag kamen noch zwei solche Angebote, und spätestens als Obstler drin war, war es mit der Disziplin vorbei.

“Naturkühlschrank” an der Hodelsteinhütte

War der Anstieg zum Farrenkopf dann geschafft, folgte wirklich eine kleine oder auch größere Sehenswürdigkeit auf die nächste. Es ging mit den Windkraftanlagen los, deren riesige Dimensionen wir hautnah erleben konnten. Als ich 2015 zuletzt hier war, waren die gerade im Bau. Alte Fotos bezeugen das. Dann folgten die Schanzen, das sind Reste von Befestigungsanlagen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Eine der vielen Schanzen am Weg

Es folgten die Felsen. Zwei von denen, die Huberfelsen und der Karlstein, türmen sich recht hoch auf und werden als Aussichtspunkt genutzt. Wir konnten natürlich nicht widerstehen, obwohl die Beine dann doch schon etwas schwer wurden. Aber das gute am Karlstein war die Aussicht auf die Schöne Aussicht 200 m darunter. Die hat wirklich gute Schwarzwälder Kirschtorte und wir wussten das. Einige von uns hat das durch den kompletten Tag gezogen. Alter Selbstmotivationstrick.

Der Karlstein

Gestärkt und ausgeruht haben wir uns dann auf die letzten Kilometer gemacht, das war eine ganze Zeit lang ziemlich entspannt. Und es gab am Wegesrand ja weiter einiges zu sehen. Ein altes Gasthaus, ein kleiner Moorsee, ein Hof mit zwei wilden Hausschweinen oder häuslichen Wildschweinen (so was kann ich nicht unterscheiden), Hühnern am Wegesrand, besagter Obstlerquelle und zuletzt das schöne Gasthaus Wilhelmshöhe.

Am Gummelenhof

Da war es schon ziemlich spät und wir hatten die Qual: 30 min auf den Bus warten oder 30 min ins Tal wandern. Die Wahl fiel auf Wandern, um nicht 30 min an der Bushaltestelle frieren zu müssen. Genützt hat es nichts, siehe oben.

Sonnige Aussicht

Ich schaue morgens aus meinem Zimmerfenster im wunderbaren Harkhof und sehe blauen Himmel. Die Sonne scheint, nur im etwas entfernten Tal des Harmerbachs sehe ich noch Wolken – von oben !

Auf dieser Etappe werde ich von Bruder und Schwägerin begleitet. Sie kommen kurz nach zehn zum Harkhof mit provozierend leichtem Gepäck. Das Auto steht in Hausach, sie beladen sich erst morgen voll. Wir starten mit guter Laune und kommen nach kurzem kräftigen Anstieg auf den Westweg und mit ihm in den Wald. Auch wenn es im Schatten immer noch frisch ist, die Sonne hilft einfach.

Mal wieder Sonne im Wald

Wir haben viel zu erzählen und so geht die Schönheit des Waldes fast etwas unter. Denn es bleibt sehr abwechslungsreich mal lichter, mal dichter, mal wilder, mal liegt ein Gerippe im Weg.

Vermoostes Skelett im Weg

Auch die Wege wechseln von Schotterweg zu Forstweg zu Pfad und von bergauf und bergauf in kurzweiliger Folge. Irgendwann stoßen wir auf einen einsamen Schuh und fragen uns schon, wie der seinen Weg hierher gefunden hat. Wir hätten ihn mitnehmen sollen. Wenige Meter später kam uns schon der Familienvater entgegen, der den am Rucksack nicht richtig gut befestigten Schuh der Tochter wieder einsammelte. Die etwas mißmutig wirkte und sich in der Zwischenzeit lieber ihrem Videospiel widmete …

Ich habe mir noch eine zweite Frage gestellt, nämlich wo der Nordschwarzwald eigentlich aufhört. Als durchgängiges Waldgebiet in größeren Höhenlagen vermutlich heute am Kinzigtal. Aber genau konnte mir das Internet diese Frage auch nicht beantworten. Ich hätte an der Hohenlochenhütte fragen sollen, die zur Mitte der Etappe vor uns auftauchte. Der Wirt bot uns Einkehr an, aber wir haben dankend abgelehnt. Wir hatten uns schon auf Kaffee und Kuchen am Etappenziel eingeschossen.

Die Hohenlochenhütte

Das kam am Spitzfelsen in Sicht, und zwar sehr beeindruckend:

Das Kinzigtal mit Hausach

Es gibt hier zwei Bänke, eine kleine Schutzhütte und einen tollen Blick ins Tal, den wir für eine kleine Pause genutzt haben. Und wir haben mit einem Jakobswanderer geplaudert, der die süddeutschen Jakobswege erwandert. Dann ging es weiter, teilweise in steilen Serpentinen hinunter ins Tal. Und dort war es nicht nur immer noch sonnig, sondern erkennbar wärmer, die Vegetation war weiter, es roch nach frischem Grasschnitt und wir hatten den ersten Anflug von Sommerfeeling.